Inhaltlicher daaap Anwender:innenaustausch vom 25.09.23

Zusammenfassung

Am 25.09.2023 haben wir im Netzwerk für digitale Assistenzsysteme ein neues Austauschformat erprobt. In fünf intensiven Stunden konnten wir vier hervorragende Online-Vorträge genießen. Herzlichen Dank an die Vortragenden. Über 20 Personen aus Werkstätten aus dem ganzen Bundesgebiet haben am Online-Treffen teilgenommen. Es gab ausnahmslos positive Rückmeldungen. Das Format hat gut funktioniert, die Vorträge haben tiefe Einblicke gegeben und waren sehr praxisbezogen. Eine Wiederholung des Formats mit neuen Inhalten ist für das kommende Jahr bereits in Planung.

Für alle die am Treffen nicht teilnehmen konnten haben wir hier eine kurze Zusammenfassung mit Mitschnitten der einzelnen Beiträge zusammengestellt.

Steuerung von Arbeitsabläufen per App im Sozialwerk St. Georg

Biranne Sene aus dem Sozialwerk St. Georg hat vorgestellt, wie Verteilung der Arbeitsaufträge im Bereich der Fahrzeugpflege über eine App gesteuert wird. Die Unterstützung durch eine App gibt den Mitarbeitenden im Betrieb mehr Autonomie und Flexibilität. Sie macht den Arbeitsalltag innerhalb der Fahrzeugpflege angenehmer und senkt aggressive Verhaltensweisen im täglichen Miteinander innerhalb der Arbeitsgruppe. Die App Entwicklung erfolgte aus dem Microsoft 365 Baukasten, den der Träger ohnehin erworben hatte. So entstanden neben der reinen Entwicklungszeit keine weiteren Kosten.  Die Entwicklungszeit der App wurde auf ca. 80 Arbeitsstunden geschätzt.

Die Teilnehmer:innen des Treffens waren beeindruckt, wie kostengünstig ein offensichtliches wirkmächtiges digitales Assistenzsystem mit Bordmitteln entwickelt werden kann. Wer diesen Weg in der eigenen Werkstatt nachgehen will, findet in Biranne Sene einen kompetenten Ansprechpartner innerhalb des daaap Netzwerks.

Eine kurze Einführung in den 3D Druck

René Wenzel aus den Iserlohner Werkstätten hat uns eine kurze Einführung in 3D Druck gegeben. Assistenzroboter sind ohne passgenaue Werkzeuge nicht nutzbar. Ein CoBots wird in der Regel auch nur als Arm ohne Aufsatz (oder Hand) geliefert, da dies u.a. auch Einfluss auf die Zulassungsbedingungen des Geräts hat. Entweder kauft man teure Aufsätze oder aber man baut sie sich selbst. Ein 3D Drucker ist dafür das Gerät der Wahl, dessen Programmierung uns René Wenzel an einem praktischen Beispiel vorgeführt hat. 3D Drucker sind bereits für wenige hundert Euro käuflich zu erwerben, allerdings empfiehlt René die Anschaffung leistungsfähiger Geräte im Preissegment von €3.000 bis €6.000. Er nutzte für seine Einführung die Software Fusion 360 und das Druckerdienstprogramm Ultimaker Cura. Fusion 360 ist eine kommerzielle Softwareanwendung für computergestütztes Design. Die Software wurde von Autodesk entwickelt und ist für Windows, macOS und Webbrowser verfügbar. Für die Vorführung kam eine kostenlose Testversion von Fusion 360 zum Einsatz. Über „Stifter helfen“ kann die Lizenz für €39,- bezogen werden. Ultimaker Cura ist das Dienstprogramm des 3D Druckers und als Open-Source Software verfügbar.

Die Demonstration verdeutlichte, dass aktuelle Programme für Computer Aided Design keine Kenntnisse in Programmiersprache erfordern, sondern von technisch begabten und digital affinen Personen leicht genutzt werden können. Eine spannende Randbeobachtung von René Wenzel war, dass sich in den Iserlohner Werkstätten versteckte Talente bei Mitarbeitenden gefunden haben, die sich für das Thema 3D Druck interessieren und aktiv einbringen.Hinweis: Es kam zu einem Verbindungsabbruch, der die Aufzeichnung ein klein wenig vor dem Ende abbrach.

E-Learning in den Elbe-Werkstätten

Lisa Hänsli hat uns die E-Learning Umgebung der Elbe-Werkstätten vorgestellt. E-Learnings helfen insbesondere bei Wiederholungen von Lerninhalten und können dadurch Fachpersonal entlasten. Vorgefertigte Lernangebote passen aufgrund einer oft mangelnden Barrierefreiheit und auf der meist fehlenden Passgenauigkeit der Inhalte nicht in den Werkstattkontext. Deshalb sind die Elbe-Werkstätten den Weg einer eigenen Produktion von E-Learning Inhalten gegangen. 

Die Inhalte werden mit der Software Articulate Story Line erzeugt. Es ist ein recht eindrucksvolles Programm, das es ermöglicht Schulungsinhalte ansprechend aufzubereiten. Im Video ist unter anderem auch eine Demonstration der Software zu sehen. Ausgespielt werden die erstellen Lerninhalte in SCORM Dateien, die dann in eine E-Lerning Plattform von Creos eingespielt werden, aber auch in jede andere vergleichbare Plattform exportiert werden könnten. Durch eine Schnittstelle zu Navision können die Bildungsinhalte individualisiert für jede:n Nutzer:in innerhalb der Elbe-Werkstätten ausgespielt werden. 

Ein eigenes E-Learning ist nicht günstig. In den Elbe-Werkstätten produziert ein Team von sechs Redakteur:innen die Inhalte. Dazu kommen die Kosten für die oben genannten Softwarelösungen. Articulate Story Line wird im Netz für US$1399,- pro Jahr und Nutzer:in angeboten, wobei Bildungseinrichtungen ein 50% Preisnachlass gewährt wird. Creos verlangt auf seiner Homepage für die Lernplattform in der Einsteigerversion knapp €4.000,- pro Unternehmen.  Aber die Erfahrungen aus Hamburg zeigen, dass sich der Aufwand lohnt. Wer im daaap Netzwerk Interesse an der Nutzung von bereits erarbeiteten Lerninhalten hat, der ist herzlich eingeladen den Koleg:innen in Hamburg einen Besuch abzustatten. 

Der modulare Baukasten von delta3

Eckard Bicker von delta3 (www.delta3.io) arbeitet derzeit zusammen mit den Elbe-Werkstätten und hat uns eine Einführung in die Möglichkeiten der delta3 Software gegeben. Kurzzusammengefasst lassen sich mit der Software von delta3 auf beliebigen Geräten Informationen ausspielen. Das kann ein Smartphone, ein Tablet-Computer oder auch ein Projektor sein. Durch vielfältige Schnittstellen kann das System über Sensoren Informationen aufnehmen und so nahtlos an jeden Produktionsprozess angepasst werden. Dabei ist die Benutzerfreundlichkeit der Software hoch und erlaubt es den Fachkräften in Einrichtungen eigenständig Assistenzinhalte zu konfigurieren.  Die Lösung ist mit €20,- pro Nutzer:in und Monat nicht billig, doch die Vorstellung von Eckard Bicker hat überzeugt. Das überrascht nicht, da delta3 eine Ausgründung vom Fraunhofer Institut und der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe ist und die Software in Forschungsprojekten im Kontext von Menschen mit Behinderungen konzeptioniert wurde. Wer auf der Suche nach einem vielseitigen Werkerassistenzsystem für den Einsatz in einer WfbM ist, der sollte sich die Lösungen von delta3 zumindest einmal anschauen. Der Link zum Video gibt dazu eine erste Gelegenheit.